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Bewertung & Feedback

Individuelles Feedback als zentraler Bestandteil von Beziehungspflege im Distanzunterricht


Das umtriebige Bildungspunks-Team versorgt die Lehrkräfte-Community seit Jahren mit wichtigen Impulsen. Ein Teil ihres Aktivitätenspektrums sind die "Beitragsparaden", in deren Rahmen sie zu einem Obertthema verschiedene Texte und andere mediale Produkte von Kolleg*innen präsentieren.

Das Thema der Parade für den Oktober 2020 lautet "Beziehungen pflegen im Distanzunterricht". Steffen hat unsere Gedanken diesbezüglich ausformuliert. Zum Thema Feedback haben wir uns zu einem früheren Zeitpunkt bereits geäußert (siehe unten), Steffens Text greift Teile davon auf.

Eine positive Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler*innen ist wesentlich für den schulischen Erfolg der Lernenden. Das haben zahlreiche Studien zeigen können. Persönliche Erfahrungen, Schulgeschichten und anekdotisches Wissen bestätigt dies: Jede*r erinnert sich an die eine Lehrerin, an diesen einen besonderen Lehrer, an Lehrkräfte, die rückblickend als besonders wichtig für die eigene Bildungsbiografie angesehen werden. Weil sie ein Fach besonders leidenschaftlich oder kompetent unterrichtet haben. Weil sie eine besondere Begabung erkannt und gefördert haben. Weil sie in schwierigen Zeiten am Ball geblieben sind und Beistand geleistet haben. Weil sie motivieren konnten oder einfach nur besonders freundlich waren. Die Gründe sind vielfältig. Es gibt anscheinend kein Patentrezept, um eine gelungene und den Lernerfolg und die Entwicklung begünstigende Beziehung aufzubauen.

Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen, Homeschooling und/oder geteilte Klassen: all diese Besonderheiten einer Ausnahmesituation machen es umso schwerer, Beziehungsarbeit zu leisten, die - dies bleibt häufig unberücksichtigt -  nicht nur ein Erfolgsfaktor für Schüler*innen ist, sondern darüber hinaus auch einen stark positiven Einfluss auf die empfundene Arbeitsbelastung von Lehrkräften hat.

Um zu ergründen, wie auch im Distanz-Unterricht Beziehungsarbeit gelingen kann, möchte ich zwei Aspekte besonder hervorheben: Wertschätzung und Feedback.

Im schulischen Kontext gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Wertschätzung gegenüber Lernenden auszudrücken. Wir können Produkte im Klassenraum oder in der Schule ausstellen, wir können Leistungen einzelner Schüler*innen oder Arbeitsgruppen positiv hervorheben, wir können die Klasse mit einbeziehen (deren Anerkennung ist in einige Fällen mehr Wert als unsere lobenden Worte) usw. usf.

Dies digital zu verwirklichen, ist alles andere als leicht. Klar: Das Gespräch im Plenum kann durch Videokonferenzen ersetzt werden. Eine echte Gesprächsdynamik wie im Klassenraum ist dabei aber nur schwer herzustellen. Und klar: Mit Hilfe von Tools wie bspw. Padlet können digital Arbeitsergebnisse gesammelt, verglichen, präsentiert und kommentiert werden. Aber auch hier fehlt die ‘Face-To-Face’-Kommunikation, die Interaktion findet nur noch auf der rein schriftsprachlichen Ebene statt. Betonung, Gestik, Mimik, Augenkontakt - alles weg, es gilt quasi nur noch das geschriebene Wort. Dementsprechend groß ist die daraus erwachsende Verantwortung, sprachlich entsprechend zu arbeiten - das ist Beziehungsarbeit. Und die ist zeitintensiv.

An Zeit mangelt es aber leider häufig, insbesondere im Hybrid- und Fernunterricht. Engagierte Kolleg*innen wollen aber nicht in Form von der Ausgabe von Musterlösungen kapitulieren (sofern es ihr Fach bzw. die konkrete Aufgabe das denn überhaupt zulässt). Denn Wertschätzung und die individuelle Lernprozessbegleitung blieben so insbesondere und ausgerechnet für die Schüler*innen auf der Strecke, die bei der Bearbeitung häufig auf sich gestellt sind und diese deshalb umso nötiger haben.

Die Bedeutung von  Feedback ist für den Entwicklungs- und Lernprozess kaum zu überschätzen. Qualifiziertes Feedback bietet die Möglichkeit, den Kontakt zur Lerngruppe und zu einzelnen Lernern aufrecht zu erhalten, indem der Lernprozess aktiv begleitet und Leistungen gewertschätzt werden.

Jemandem Feedback zu geben, bedeutet erst einmal, eine Rückmeldung zu formulieren. Das geschieht im Alltag häufig, in der Schule naturgemäß häufiger. Doch lohnt es sich, den Begriff für den Bereich Schule näher zu bestimmen. Der Feedback-Begriff ist im schulischen Zusammenhang eng verknüpft mit der Hattie-Studie des neuseeländischen Pädagogen John Hattie. Feedback wird hier explizit nicht als Einbahnstraße verstanden. Hattie argumentiert, dass Schüler*innen in Feedback-Prozesse eingebunden werden sollten, um den Lehrkräften zu ermöglichen, ihren Lehrprozess zu reflektieren. Für den Unterricht gibt es dazu zahlreiche Methoden und Vorgehensweisen.6 Entscheidend dafür, was qualifiziertes und konstruktives Feedback im schulischen Zusammenhang ausmacht, ist, dass es Lernprozesse voranbringt. Auf dieser Grundlage lässt sich argumentieren, dass vieles, was etwa im Unterricht für Feedback gehalten wird, streng genommen kein Feedback nach dem hier vorgestellten Verständnis ist: „Die alltäglichen Reaktionen der Lehrenden auf die Lernenden sind (…) kein Feedback,

  • wenn sie nicht auf den Lern- oder Verstehensprozess gerichtet sind,
  • wenn sie nicht auf 'sichtbaren' Informationen über das Lernen basieren und
  • wenn sie keine Informationen zur Verbesserung des Lernen enthalten.“7

Im Distanzunterricht besteht Unterricht nun mindestens zu Teilen aus der Bearbeitung gestellter Aufgaben durch die Schüler*innen. Umso wichtiger ist es, dass die Lernenden eine möglichst qualifizierte und unbedingt individuelle Rückmeldung hierzu bekommen.

Inwieweit kann Feedback Master einen Beitrag dazu leisten? Feedback Master entlastet in ganz neuer Weise die technische Seite der Feedbackerstellung. Die Software ist hochflexibel - ihr formt euer Werkzeug quasi selbst. Die intuitive Bedienung ermöglicht das Erstellen wiederverwendbarer, modifizierbarer und individuell füllbarer Rückmeldebögen im Handumdrehen. So schafft die Software Freiräume für die inhaltliche Gestaltung und die intensive Auseinandersetzung mit Schüler*innenprodukten. Und auch in dieser Phase unterstützt euch Feedback Master durch durchdachte Features, u.a. ermöglichen Statistik das Identifizieren von Übungsschwerpunkten.

Die Feedbacks können als PDF ausgegeben und den Schüler*innen über das jeweilige Schulintranet (iServ o.Ä.) datenschutzkonform zugesandt werden. So stellt Feedback Master ein leistungsstarkes Werkzeug dar, das euch dabei hilft, Schüler*innen Wertschätzung entgegenzubringen und ihren jeweiligen Lernprozess durch kriteriengeleitete Rückmeldungen  auch im Distanzunterricht eng zu begleiten.

Die Beziehungsarbeit leisten wir Pädagogen - Feedback Master unterstützt uns dabei!

Als Lehrkräfte bewerten wir...

Vereinfacht lässt sich unterscheiden zwischen einerseits mündlichen und schriftlichen Noten, die sich von 1-6 in der Mittelstufe bzw. 0-15 Punkten in der Oberstufe quantifizieren lassen und andererseits Rückmeldungen im Unterrichts- oder im persönlichen Gespräch. Während mündliche Bewertungen sich aus der Mitarbeit im Unterricht ergeben, was auch genannte Unterrichtsgespräche beinhaltet und damit die Trennung zwischen Lern- und Leistungssituation insbesondere für Schüler*innen deutlich verkompliziert, stellen Klassenarbeiten und Klausuren deutlich Leistungssituationen dar. Für die Lernenden ist völlig klar, dass sie für ihre Leistung in einer Klausur oder einer Klassenarbeit eine Rückmeldung in Form einer Korrektur nebst Note bekommen. Die so zustande kommenden Noten werden von Schüler*innen und Eltern häufig als (vermeintlicher) Maßstab für schulischen Erfolg oder Misserfolg gesehen. Dabei stellt jede schriftliche Leistung den vorläufigen Abschluss eines Lernprozesses dar, den wir als Lehrende begleitet haben. Der Kern von Schule, könnte man sagen, besteht im Anschieben und Weiterführen solcher Lernprozesse in verschiedenen fachlichen Zusammenhängen. Schriftliche Leistungskontrollen sind in diesem Verständnis Teil eines Prozesses. Maßstab für schulischen Erfolg oder Misserfolg sollte für Schüler*innen sein, Fortschritte im eigenen Lernprozess zu erzielen. Gute Korrekturen können und sollten hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Aber was kann man sich unter einer „guten“ Korrektur vorstellen. Die These hierzu lautet, dass eine gute Korrektur Bewertung und Feedback zusammenbringt.

Für die Bewertung von Leistungskontrollen gilt, dass der Bewertungsmaßstab die in den Curricula festgelegten Anforderungen des jeweiligen Fachs sind. In der Theorie heißt das einerseits, dass für den Fall, das verbindlich Geforderte wird voll erreicht, die Definition einer guten Note erreicht ist, Note 2.1 In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die im Bewertungsprozess eine Rolle spielen, auch solche, die eigentlich keine Rolle spielen dürften, was man sich als Lehrkraft möglicherweise nicht in jedem Moment eingestehen möchte: Sympathie oder Antipathie, vorangegangene Leistungen der Schüler*innen und auch so etwas wie Tagesform der Lehrkraft. Kurz: Die Abwägung verschiedener Lösungsansätze, methodischer Vorgehensweisen, Argumentationswegen und Beurteilungen ist eine extrem komplexe Aufgabe, die dem Anspruch einer tatsächlichen Objektivität kaum gerecht werden kann. Dem gegenüber steht der berechtigte Anspruch der Schüler*innen auf eine faire, also vor allem auch möglichst objektive, Bewertung. Schließlich kommt den zu erteilenden Noten eine große Bedeutung zu. Sie können letztlich entscheidend sein über erfolgreiche Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz oder ein Studium.

Um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, die in der Korrekturarbeit formal darin besteht „Vorzüge und Mängel einer Arbeit aufzuzeigen“2 arbeiten viele Lehrkräfte mit Bewertungsbögen. Dies bedeutet im Arbeitsprozess „prinzipiell immmer eine Zergliederung der zu bewertenden Lesitungen. Ganzheitliche Vorgänge oder Abläufe werden in Einzelaspekte untergliedert, systematisiert und damit operationalisiert.“3 Der Prozess der Leistungsbewertung gelingt so in der Regel transparenter und ein guter Bewertungsbogen kann für die Lehrkraft eine neue Ebene in den Bewertungsprozess einbringen und damit Fehlerquellen im Korrekturprozess, die insbesondere „hinter Vor- und Zusatzinformationen die Schüler*innen betreffend lauern“4 minimieren.

Neben einer möglichst fairen Bewertung kommt der Korrektur aber eine weitere, mindestens ebenso wichtige Funktion zu: „Die Korrektur von Klassenarbeiten und Klausuren soll den Schüler*innen Fehler aufzeigen und es ihnen ermöglichen, ähnliche in Zukunft mithilfe passender Strategien zu vermeiden.“5 Aus Fehlern lernen ist gerade im Bereich schriftlicher Leistungen unabdingbar für schulischen Erfolg. Für Schüler*innen bedeutet dies jedoch noch immer häufig, Randkommentare nach für sie wichtigen Hinweisen und Anregungen zu durchforsten. Eine Arbeit, die sich, das zeigt die Praxis, nachvollziehbarer Weise nur die wenigsten Schüler*innen machen.

Neben einer nachvollziehbaren Bewertung sollte eine gute Korrektur qualfiziertes und konstruktives Feedback geben.

Jemandem Feedback zu geben, bedeutet erst einmal eine Rückmeldung zu formulieren. Das geschieht im Alltag häufig, in der Schule noch häufiger. Doch lohnt es sich den Begriff für den Bereich Schule näher zu bestimmen.

Der Feedback-Begriff ist im schulischen Zusammenhang eng verknüpft mit der Hattie-Studie des neuseeländischen Pädagogen John Hattie. Feedback wird hier explizit nicht als Einbahnstraße verstanden. Hattie argumentiert, dass Schüler*innen in Feedback-Prozesse eingebunden werden sollten, um den Lehrkräften zu ermöglichen, ihren Lehrprozess zu reflektieren. Für den Unterricht gibt es dazu zahlreiche Methoden und Vorgehensweisen6 Entscheidend dafür, was qualifiziertes und konstruktives Feedback im schulischen Zusammenhang ausmacht, ist, dass es Lernprozesse voranbringt. Auf dieser Grundlage lässt sich argumentieren, dass vieles was etwa im Unterricht für Feedback gehalten wird, streng genommen kein Feedback nach dem hier vorgestellten Verständnis ist: „Die alltäglichen Reaktionen der Lehrenden auf die Lernenden sind (…) kein Feedback,

  • wenn sie nicht auf den Lern- oder Verstehensprozess gerichtet sind,
  • wenn sie nicht auf 'sichtbaren' Informationen über das Lernen basieren und
  • wenn sie keine Informationen zur Verbesserung des Lernen enthalten.“7

Diese Aspekte im Rahmen einer guten Korrektur zu berücksichtigen und Feedback als „Instrument der Entwicklung“8 zum wesentlichen Aspekt im Korrekturprozess zu machen ist enorm herausfordernd, gemessen an der Bedeutung von Bewertungsprozessen für die Lebenschancen von Schüler*innen aber auch immens wichtig. Deshalb lohnt es sich die eigene Korrekturarbeit einerseits so zu systematisieren, dass für Schüler*innen eine Verlässlichkeit im Verständnis des Zustandekommens, eine kohärente Transparez der Bewertung, entsteht und andererseits so zu individualisieren, dass ergänzend zu Randkommentaren individualisierte Hinweise zur Arbeitsweise, zu inhaltlichen Vorzügen und Mängeln, zu Fehler- und Übungsschwerpunkten usw. usf. dargestellt werden. Feedback Master bietet die Chance, eine solche Arbeitsweise zu etablieren und dabei durch die Klarheit des Arbeitsprozesses wertvolle Zeit zu gewinnen.

 




1 Siehe Hoegg, Guenther. Schulrecht! Aus der Praxis für die Praxis. BELTZ Verlag. S. 64

2 Ebenda. S. 78.

3 99 Tipps – Schüler gerecht bewerten. Cornelsen Verlag.

4 Ebenda. S. 43.

5 Ebenda. S. 39.

6 Einen Überblick leistet etwa der Band „Warum fragt ihr nicht einfach uns?“ von Regine Berger, Dietlinde Granzer, Wolfgang Looss und Sebastian Waack. BELTZ Verlag, 2013.

7 Feedback im Unterricht. Pädagogik im Unterricht 4/14. BELTZ Verlag. S. 7

8 Ebenda. S.